Kaum war Martin aus dem Wasser bei Ali Baba, da piepste auch schon sein Handy. Seine Makani war von Windsurfer erkannt worden. Waren dort just in dem Moment als er seine Wellen reiten wollte ein Gruppe Schweizer vor Ort, alte Kumpels von ihm. Die hätten bestimmt grosse Augen gemacht, wenn Martin ihnen aus dem Nichts erscheinend die Wellen vor der Nase weggeschnappt hätte.
Die Segel wurden gesetzt und wir machten uns auf den Weg nach Santa Maria. Dort fand eine Kite- und Wingweltmeisterschaft statt. Klar, dass wir versuchten, nun mit unserem Segelboot genau so zu fahren, dass wir es in den Livestream schaffen würden. Ob wir das geschafft haben, werden wir wohl nie erfahren. Zu diesem Zeitpunkt hatte keiner von uns Empfang auf dem Handy.
Nach einem Grosseinkauf im Hafenstädtchen und einer eher ungemütlich schaukelnden Nacht am Anker ging es auch schon zurück nach Palmeira. Dabei knackten wir sogar unseren Geschwindigkeitsrekord von 11 Knoten. So schnell waren wir im Durchschnitt auf einer Etappe noch nie unterwegs. Makani spürte wohl die Vorfreude von Martin, welcher schon bald zurück in die Schweiz fliegen würde, um den 80igsten Geburtstag seiner Mama beizuwohnen. Dies würde für sie sicher die schönste Überraschung werden, hatte sie ihren Sohn nun schon seit Monaten nicht mehr gesehen. Während der Kapitän für ein paar Tage sein Segelschiff verliess machte sich der Rest der Crew daran, ihm ein freudiges Wiedersehen zu bereiten. Anstatt dass wir uns mit Surfen oder Wingen beschäftigten, versuchten wir in seiner Abwesenheit sein Schiff auf Vordermann zu bringen.
Während die Jungs sich noch um den Unterhalt und die Reparaturen am Schiff kümmerten, erkundigte ich auf eigene Faust die karge Insel. Insgesamt 3x begab ich mich zu den Salzseen an der Ostseite der Insel. Diesem See sagte man eine heilende Wirkung nach und sogar eine Verjüngungskur, was ich natürlich unbedingt ausprobieren wollte.
Nach der Rückkehr unseres Captains war es Zeit, der Insel Sal auf Wiedersehen zu sagen. Anfang März war ein Termin in der Werft von Mindelo geplant. Dort mussten ein paar Garantiearbeiten am Schiff ausgeführt werden. Bis dahin nutzten wir die Zeit, um die letzten der kapverdischen Inseln anzusegeln. Als nächstes stand Fogo mit seinem Vulkan auf dem Programm. Die Bucht, die wir uns dabei für die Ankernacht ausgesucht hatten betonte die auf uns wartende Wüstenlandschaft. Ein auf Grund aufgelaufener und rostiger alter Tanker rundete das etwas unwirtliche Bild ab. Natürlich ein Grund für die Makani-Crew, da mal eben diesen Tanker mit dem Dingi anzusteuern und mit den Handytaschenlampen das Innere des Stahlmonsters zu erkunden. Obwohl der Rosthaufen leergeräumt war, fanden die Jungs tatsächlich noch einen intakten Geissfuss und einen Vorschlaghammer, die jubelnd als Trophäen den Weg auf die Makani fanden.
Der nächste Tag versprach ein weiteres Highlight zu werden. Der Vulkan auf der Insel reizte mit seiner grotesken Form zu einer Besteigung. So die Idee. Dass unser Captain mal wieder eine ganz andere Idee hatte, das war ja schon fast klar.
So hievte Martin am nächsten Tag tatsächlich sein E-Bike auf den für uns bereit stehenden Transport-Pickup. Einmal im Leben muss man doch mal mit dem Bike einen Vulkan runterfahren. Unser Guide hatte für dieses Unternehmen nur ein Kopfschütteln übrig. Ich bin mir sicher, dass Martin wohl auch der Erste war, der überhaupt so eine Idee hatte.
Als dann Ronin und Timon auch noch mitten auf dem Weg meinten, dass sie hier auf einmal abzweigen würden, um auf die Spitze des Vulkans zu gelangen, verstand wohl unser Führer die Welt nicht mehr. Dies sei unmöglich, meinte der Einheimische Foganer. Um den Vulkan zu besteigen müsse man dies von der anderen Seite her tun und dies auch noch früh am morgen. Dies reizte wohl die Jungmannschaft noch mehr, ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen. So liessen die zwei den verdutzt und hilflos wirkenden Mann links stehen und marschierten geradewegs zur steilen Geröllhalde. Martin vergnügte sich derweil über Stock und Lavasteine zu fahren und grinste über das ganze Gesicht, während ich dem Lokalguide erklärte, dass er sich um diese Truppe keine Sorgen machen müsse und das quasi ziemlich normal sei für die Jungs.
Nach ein paar Stunden Wanderung und E-Bike Fahrt erreichten Martin und ich mit dem Fremdenführer das nächstgelegene Restaurant, welches uns mit einer Weindegustation aus Vulkanwein erwartete. Dort würde auch unser Taxi zurück zu unserem Hafen auf uns warten. Doch vorerst dauerte es noch ein paar Stunden bis unsere zwei Vulkaneroberer ebenfalls im Restaurant eintrafen. Glücklich erreichten wir pünktlich zum Sonnenuntergang den Hafen wo Makani alleine auf den Wellen schaukelte. Dieses Glück endete jedoch beim Ausladen unseres Materials aus dem Dingi. Ronin stellte entsetzt fest, dass seine Drohne den Weg vom Vulkanrestaurant nicht mehr mitgemacht hatte. Auch sofortige Nachforschungen bei unserem Fremdenführer, Taxifahrer und im Restaurant blieben erfolglos. Ronin, der wohl in der Nacht nicht schlafen konnte, meinte am nächsten Tag nur, dass er dann halt nochmals mit dem Bike die Strecke fahren würde. Ein wenig abgekämpft kam er am späteren Nachmittag ebenfalls erfolglos zurück. Zu allem Übel musste er auch noch 3/4 des Weges ohne Akku auskommen, denn dieser war vor seiner Abfahrt nicht mehr kontrolliert worden. Frustriert über den Verlust - insbesondere der sicher unersetzbaren Videoaufnahmen vom Krater - verliessen wir die Insel Fogo und setzten nach Brava über. Der Wind meinte es auch nicht besser mit uns und blies uns mit 40 Knoten ins Segel. Die Wellen warfen Makani von einer Seite auf die andere. Wieder einmal mehr knallten uns die Küchengeräte in der Küche auf den Boden. Irgendwann würden wir wohl etwas dagegen unternehmen. Doch bis dahin würden noch viele Seemeilen ins Land ziehen.
Unser Pech schien uns ein wenig zu vefolgen. Kaum hatten wir die Landleine auf der Insel Grande, einer Vorinsel von Brava gesetzt, um dort ein wenig tauchen und fischen zu gehen, merkte Martin beim Einwassern des Dingis, dass eines der Dingiräder die Schüttelbecherfahrt nicht mitgemacht hatte und sich aus der Verankerung heraus ins Meer gestürzt hatte. Auch war der an der Reling befestigte Neoprenanzug von Sino nicht mehr auffindbar. Kopfschüttelnd über unsere eigene Vergesslichkeit und manchmal auch Liederlichkeit mit Material machten wir uns trotzdem bereit, einen kurzen Tauchgang zu unternehmen. Kaum unter Wasser konnte ich gerade noch rechtzeitig nach Martin’s Arm greifen, als der völlig unbekümmert mal eben dem vorbeischwimmenden Bullenhai nachpaddeln wollte. Ronin und Timon waren bei unserem auftauchen noch mit ihrem Fische fangen beschäftigt. Hatten die zwei doch mittlerweile den Dreh raus, wie man die grossen Fische mittels Harpune erlegen konnte. Irgendwie war mir das Fischen mit der Angel lieber, auch wenn der Fisch auf beide Arten seinen Tod fand. Doch für die beiden Wasserratten war es wohl der ureigenen und angeborene männliche Jagdinstinkt aus frühen Zeiten, der diese Art von Erlegen von Fischen seinen Reiz ausmachte. Irgendwann wunderten wir uns jedoch, dass Timon schon länger unterwegs war. So machte sich Ronin auf die Suche nach seinem Kumpel. Der stieg ein paar Minuten später mit einer halben Harpune und mit gesenktem Kopf aus dem Dingi. Anscheinend riss beim Abschuss der Harpune die Sicherungsleine und der Harpunenspeer verschwand im Nirwana. Für diesen Tag hatten wir mal wieder genug erlebt und so ging es direkt zur Insel Brava, die wir knapp bei Sonnenuntergang erreichten. Doch leider war es in der ersten von uns angesteuerte Bucht nicht möglich einen Anker zu setzen. Die Anspannung bei unserem Kapitän stieg, denn die Insel war kapverdisch karg und felsig. Bei Einsetzen der Dämmerung hatten wir dann endlich mehr Glück. In der kleinen Nachbarsbucht waren bereits ein paar wenige Segelschiffe vor Anker. Wo wir da wieder gelandet waren, das erfuhren wir glücklicherweise erst am nächsten Tag.
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