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Teil 20 - Unter Wasser

Autorenbild: Denise RomerDenise Romer

Am 13. April 2024 war es soweit. Unsere ersten Feriengäste Andreas und Lena reisten auf Martinique an. Die Makani Crew freute sich nach der langen Zeit, welche sie nur unter sich war, auf die ersten Gäste. Bedeutete dies, dass die Arbeiten am Boot mal für 2 Wochen still stehen konnten. Makani strahlte nach unserer Putzaktion wie frisch aus der Werft mit dem Gesicht von Martin um die Wette, welcher den beiden neuen Mitseglern stolz sein Schiff vorführte. Für einen karibischen Empfang der Gäste hatten wir den Hafen von Le Marin verlassen und waren weiter nördlich in die Bucht von Anse Noir gesegelt. Diese hatte einen hübschen, weissen Sandstrand und einen kleinen Steg welcher in die Bucht ragte und war so etwas wie der Inbegriff von einem Urlaubsstrand in der Karibik. Dass der Taxifahrer bereits seine liebe Mühe hatte, die Einfahrt zur Bucht zu finden und der Sandstrand nur mittels einer langen steilen Treppe zu erreichen war erfuhren wir erst im Anschluss von den schwer schleppenden Ankömmlingen. 


Andreas und Lena wollten am nächsten Tag ihre ersten Tauchgänge unternehmen. So kam es, dass wir schon früh in Richtung Anse Ceron lossegelten. Auf dem Weg erwartete uns einer der wohl schönsten Regenbogen, die ich bis dahin je gesehen hatte. Dieser überspannte die Insel Martinique ein einem Bogen mit 180 Grad Radius. Grund genug, einen Stop für eine Fotosession einzulegen.


Regenbogen auf Martinique
Regenbogen auf Martinique

In den folgenden zwei Wochen verbrachten wir wohl mehr Zeit unter als auf dem Wasser. Makani wurde kurzerhand vom Surfboot zum Tauchboot umfunktioniert. Das Brummen des Tauchkompressors war zum Dauergeräusch geworden, denn dieser lief gefühlt rund um die Uhr. Die drei Tauchflaschen mussten mindestens zwei- bis dreimal pro Tag nachgefüllt werden. Und irgendwie war die Tauchbegeisterung unserer Gäste so ansteckend, dass die gesamte Crew ebenfalls bei jedem Tauchgang dabei sein wollte. 


Da Lena und Andreas nicht nur begeisterte Taucher waren sondern ebenso gerne zu Fuss die Berggipfel erklommen, wurde abends am Esstisch nicht nur nach Tauchplätzen gegooglet. Bald schon waren auf unser aller iPhones die Apps: maps.me, mapout, padi dive sites und weitere Apps standardgemäss abgespeichert. So entdeckten die beiden Wandervögel bald schon einen Weg, welcher der Küste entlang von einer Bucht zur nächsten führen soll. Gemäss einer dieser Wanderapps müsste dieser Spaziergang in gut 5 Stunden machbar sein. Ehrlich gesagt spürte ich anbetrachts dieser Idee wenig Verlangen, diese Strecke unbedingt mitgehen zu müssen. Auch Martin war glücklicherweise ebenfalls mehr in Abenteuer- als in Wanderlaune.

Während also Ronin mit Timon, Lena und Andreas nun die Insel zu Fuss erkundeten, ging ich mit Martin in der nördlichsten Bucht ebenfalls auf eigene Inselerkundungstour. Doch stand bei uns Beiden nicht die Schönheiten der Insel im Vordergrund sondern wir hatten eine kleine Rum-Destillerie entdeckt, welche zu Fuss in gut 15 Minuten erreichbar sein müsste. Hatten wir es uns doch seit Barbados zur Aufgabe gemacht, auf jeder der Karibikinseln die verschiedenen Rumsorten durchzuprobieren. Ich war mal gespannt, wie gross am Ende der Karibik unser Vorrat an Rumflaschen auf der Makani sein würde, denn es waren noch eine ganze Menge an kleineren und grösseren Inseln auf unserer Reisestrecke. Und jede Einzelne davon hatte mindestens eine Destillerie.


Rumdestillerie im Norden von Martinique
Rumdestillerie im Norden von Martinique

Die Tauchgänge, welche wir mit unseren zwei Gästen unternahmen, wurden langsam immer spannender. Während Lena sich anfangs damit begnügte, die Unterwasserwelt zu fotografieren, wurde die Ärztin im Verlauf der Tauchgänge durch Ronin mit dem Fang von Hummern angesteckt. So sah man schon bald die beiden gemeinsam in jedes Unterwasserloch kriechen und unter jeden Stein nach den Schalentieren Ausschau halten. Während Ronin zum Spezialisten im Hummerfang wurde, hielt Lena schon bald nur noch das Fischernetz anstelle der Kamera in den Händen, in welches Ronin seine frisch Gefangenen steckte. Die Unterwasserkamera blieb mehr und mehr unbenutzt an Bord. Rückblickend danke ich den Beiden, dass diese Kamera als Souvenir auf dem Schiff geblieben ist und nun meine Tauchgänge regelmässig begleiten darf.


Ronin und Lena auf der Suche nach den Hummern
Ronin und Lena auf der Suche nach den Hummern

Für Timon wurde der neue Alltag auf dem Schiff immer langweiliger. Aufgrund seiner Ohrenschmerzen war für ihn Tauchen keine Option und Wellen zum surfen gab es weit und breit keine. Zudem war die nächsten Monate auch keine Saison für Wellenreiter. So musste er wohl oder übel jeweils unfreiwillig die Schiffswache übernehmen, was ihn schliesslich dazu brachte, seine Rückreise früher als geplant anzutreten. Timon verliess Ende April die Makani und kehrte zurück in die Schweiz, um sich nun ins aktive Berufsleben zu stürzen.


Bei uns anderen dominierte in den folgenden Tagen die Abwechslung zwischen vielen Wanderungen und dem Tauchen. Ich bin mir sicher, dass ich beide Sportarten in dieser Intensität und in so kurzer Zeit bisher wohl noch nie gemacht hatte. So hatte ich bis zum Ende der Ferien von Andreas und Lena mehr als 20 Tauchgänge auf meinem Logbuch. Und das, obwohl wir 5 Taucher waren im Besitz von lediglich 3 Flaschen. Ich schwor mir, diesen Material-Unterbestand in Martinique mit dem Kauf einer weiteren Flasche auszugleichen. Denn in Zweier- oder in der 4er Gruppe machte Tauchen einfach mehr Spass.


Mittlerweile hatte wir an der kompletten Ostküste von Martinique und Dominica die Tauchspots abgeklappert und waren auf Guadeloupe angekommen. Dort stand am folgenden Tag die nächste Wanderung auf dem Programm. Andreas wollte unbedingt zum Vulkan hochsteigen. Lena und Ronin waren von diesem Plan sofort begeistert. Mich brachte die Idee nicht gerade in Hochstimmung. Wandern war noch nie etwas, das ich so richtig freiwillig gemacht hätte. Es sei denn es führte eine Gondel oder ein Sessellift auf den Gipfel und oben stand das Bier bereits kühl.

Dieses Mal gab ich mir mal einen Ruck. Wie hoch konnte ein Berg auf einer kleinen Insel mitten in der Karibik wohl schon sein? So spazierten wir auf der geteerten Strasse schon am frühen morgen los durch das tropische Inselgrün. Irgendwann führte uns ‚mapsout‘ dann links von der Strasse weg in den Wanderweg. Der ausführlichen Beschilderung folgend erreichten wir ein paar Stunden später eine Art Plateau. Von dort aus führte ein steiler Weg hinauf zum Kraterrand, ein weiterer zeigte gemütlich geradeaus weiter zu einem Wasserfall. Mein Blick folgte dem steilen Gipfelweg. Diesen konnte ich aufgrund der um den Vulkan herrschenden Nebelsuppe nicht erkennen. "Hesch du do würkli Lust zum in der Nebelsuppe go umelaufe?" fragte ich Martin. "Mir stinkts do zfest nach Schwefel" ergänzte ich überflüssigerweise. Den fürchterlichen Gestank atmeten wir bereits seit ein paar Stunden ein. Auch für ihn hörte sich dieser Plan nicht ganz stimmig an. So kam es, dass Ronin mit Lena und Andreas weiter dem steilen Weg zum  Gipfel erklommen und schon nach wenigen Minuten vom Nebel verschluckt waren, während Martin und ich uns auf die Suche nach dem Wasserfall machten.


Lena und Andreas auf dem Weg zum Vulkan
Lena und Andreas auf dem Weg zum Vulkan

Bald schon stand aber Klettern auch auf unserem Programm. Der Wanderweg, dem wir folgten, führte durch ein schmales und ausgetrocknetes Bachbett inmitten der tropischen Landschaft voller unbekannter Bäume, Lianen, Gräser und riesigen Blättern. Dazu waren wir immerzu in einem Nebelschleier eingehüllt. Ich fragte mich langsam, wann wir hier vom herabstürzenden Wasser eingeholt werden würden und dieses kleine Bachbett aus dem es kein emporsteigen gab, zur Todesfalle werden würde. Martin, der munter die grossen Steine hinauf- und hinunterkletterte machte sich diese Gedanken kaum. Auch ich liess irgendwann davon ab, mir ständig selber Sorgen zu machen und fing an, diesen abenteuerlichen Weg zu geniessen. Der Rückweg auf diesem Trampelpfad war keine Option. Dafür war der Weg zu beschwerlich und kostete nebst ein paar Hautschürfungen auch viel Schweiss. So bat ich innerlich inständig darum, dass beim Wasserfall angekommen ein etwas einfacherer Weg zurück zum Strand oder wenigstens in die Zivilisation führen würde. Stunden später lichtete sich das Dickicht und das Geräusch des Wasserfalls war nun deutlich zu hören. Eine Wegbiegung später öffnete der Dschungel sein Portal und machte den Weg frei auf die über den Felsen herabstürzenden Wassermassen. Wow! Dieser Anblick hatte sich gelohnt! Das erfrischende Bad für unsere durchgeschwitzten Körper beim Wasserfall war mehr als verdient.

Kletterpartie zum Wasserfall
Kletterpartie zum Wasserfall

Lange konnten wir jedoch nicht mehr verweilen. Ein Blick auf den Sonnenstand verriet uns, dass es bereits später Nachmittag geworden war. 

Völlig überhitzt und fast verdurstet kamen wir schliesslich zurück in die Zivilisation wo wir direkt den nächsten Supermarkt ansteuerten und unsere Strapazen mit dem kühlen blonden die Kehle runterspülten.


Es war Zeit, dass wir uns die nächsten paar Tage nochmals ein wenig ausruhen konnten, denn bald schon würden wir erneut den Hafen von Le Marin auf Martinique anlaufen. Wir genossen noch einmal beim Diamantfelsen die einmalige Unterwasserwelt und liessen die Windsport-Neulinge Lena und Andreas bei der Insel Cabrits im Süden von Martinique das Wingfoilen testen. Dabei hatten wir so viel Spass, dass die Idee bei uns aufploppte, dass wir dies in Zukunft doch öfters mit Gästen machen könnten.

 

Lena's Wingfoilversuche
Lena's Wingfoilversuche

Am Sonntag, den 28. April 2024 steuerte Makani die Werft in Le Marin an, wo uns Andreas und Lena dann wieder verliessen. Dieses Mal sollte Makani definitiv mit gültigem Termin aus dem Wasser gehoben werden. Und da wir nun aufgrund von Timon’s Abreise nur noch zu Dritt waren, würde die anstehenden Arbeiten am Unterwasserschiff einiges von uns abverlangen. Ob Martin, Ronin und ich dies bei so einem grossen Schiff mit 3 Schwimmern in nur 5 Tagen hinbekommen würden?

 
 
 

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